Meine beiden Welten



 

Nach 14 Tagen ohne Kommunikation, ohne Kontakt zur Aussenwelt, lediglich umgeben von Wasser, sind die Sinne hochsensibel. Bevor du das Zeil erreichst, kannst du das Land riechen, leider vor allem zuerst die Abgase, aber dann auch Pflanzen. Der Lärm der Zivilisation: Hupen, Maschinen, Stimmen. Die Präsenz von Menschen, die Rückkehr in das von Arbeitszeiten geregelte Leben, braucht Zeit: Emails beantworten, zu Öffnungszeiten einkaufen. Alles, was an Land zum Standard zählt, ist nach 14 Tagen auf dem Meer gewöhnungsbedürftig. Zwei Wochen lang habe ich keine Menschen gesehen, mich nicht ausgetauscht. Es gab drei Gerüche – das Wasser, mein Essen und meinen eigenen Geruch, an den man sich gewöhnt und ihn irgendwann nicht mehr riecht. Mein Rhythmus ist gegeben – durch Tag und Nacht, hell und dunkel. Die Winde werden stärker und schwächer, die Windrichtungen ändern – dafür verantwortlich sind die Sonne und die Temperaturschwankungen. Das Laden der Batterien ist durch den optimalen Sonnenwinkel gesteuert: alle 30 Minuten justiere ich die Solarpanels neu, denn eine falsche Position kann die Stromproduktion schnell mal halbieren. 14 Tage – same story - die immer gleichen Abläufe. Das kann von aussen auch als monoton wahrgenommen werden. Für mich ist es eine Herausforderung, die ich selbst gewählt habe. Dabei lasse ich mich einzig von der Natur leiten. Das Einlassen auf diese Symbiose ist Teil des Erfolges. Wer versucht, gegen den gegebenen Rhythmus zu funktionieren, verliert. Alles braucht Zeit: Die Erholung nach diesem Schlafentzug, die Eindrücke der Reise, zu realisieren, dass sich ein Traum erfüllt. Und schliesslich das Ankommen – physisch, psychsich und emotional. Ob ich je wieder zu einem Nine-to-five-job zurückkehren kann? Who knows. Was sicher bleibt, ist die Motivation, diesen Weg weiterzugehen, um diese Freiheit wiederzufinden auf der nächsten grossen Regatta - der Les Sables-Les Acores-Les Sables. Start: 19. Juli 2024


Felix Oberle                        


 


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