Auf dem Weg







Meinen ersten Mini – also das Boot, mit dem man die Transat segelt – habe ich mit 16 Jahren in der Einfahrt von Lorient beobachtet – dort, wo ich viele Wochen im Jahr arbeite und trainiere. Seither haben mich das Boot und die Regatta nicht mehr losgelassen. Lange Jahre habe ich davon geträumt, selber teilzunehmen. Mit der Zielüberfahrt am 12. November 2023 in Saint-François auf Guadeloupe habe ich diesen Traum erfolgreich Realität werden lassen. Was nach der Ziellinie kommt, ist die klassische Frage: Wie weiter? Während zwei Jahren lebte ich meinen Traum: segeln, trainieren, technisch viel lernen, Menschen mit derselben Passion treffen und Momente mit einer nie erlebten Intensität erleben. Eine Zeit mit enormen Entbehrungen. Während Gleichaltrige ihre Familie gründen, ihre Karriereleiter hochsteigen, verliess ich meine Heimat, sehe Freunde und Familie gerade mal 2-3 Mal pro Jahr, kenne keine freien Wochenenden. Alles ist der Erfüllung dieses Traums gewidmet. All das spielt bei der Frage «wie weiter?» mit. Zurück in mein ehemaliges Leben oder ein neues Segelprojekt in Angriff nehmen? Der damalige Kindheitstraum – die heutigen sportlichen Ziele. Nochmals die Strapazen auf sich nehmen?

Der Zauber des Offshore-Segelns übt eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Allein das Segelschiff: ein komplettes Labor. Auf der sportlichen Seite gibt es immer mehr zu

entdecken und das Erlernte zu vertiefen. Der Prototypmit seinen neuen Systemen und Materialen gibt Raum für Analysen und Finetuning und ist Stimulus fürs Training. Auch wettertechnisch und strategisch kann ich noch vieles vertiefen, verfeinern, präzisieren. Klar ist mir jetzt schon, dass ich, sollte ich einmal ein etwas geregelteres Leben führen, gerne mein Wissen in Sachen Performance Analyse im Offshore-Segeln anwenden würde. Ich sehe diesbezüglich ein enormes Potenzial. Aber noch ist mein Leben ein spezielles mit besonderen Reizen. Die Freundschaften, welche ich beim Hochsee- Segeln schliessen konnte, möchte ich nicht aufgeben. Und auch nicht meinen nächsten ganz grossen Traum: Die Welt auf dem eigenen Schiff zu umrunden. Was mir auf dem Weg zum ultimativen Ziel hilft? Möglichst oft auf dem Wasser zu sein. Auf dem Meer stelle ich mir all diese Fragen nicht, dort bin ich am richtigen Ort. Neu mit einem Prototypen, meiner Mini 1019 – und die ersten Wochen bestätigen mir, dass ich den richtigen Entscheid gefällt habe, mich auf diesen neuen Gefährten einzulassen. Ein wahnsinniges Gefühl.

Felix Oberle 

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